Historie
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Knellendorf

Die Rodung des Knello am Fuße des Kienbergs

 

In der Knellendorfer Chronik, verfasst von dem Oberlehrer Hans Hübner, „Ortsgeschichte von Knellendorf“ führt der Autor die Namensgebung auf den Kienberg zurück (Knellen - = Appellativum, Nellen (1692) = Dativ von Knell, Nell, ahd. nell, mhd. nel, nelle = Hügel, Gipfel, Bergspitze). Der Ort liegt am Fuße des Kienbergs, der ursprünglich als Knellenhang bezeichnet worden sei (Mhd. Nelle = Hügel, Kienberg, ursprünglich Knellenhang).

Doch im Bamberger Staatsarchiv ist in „Hbl 3.1665 Oberfränkische Ortsnamen“ Knellendorf als „Zum Dorfe des Knello“ aufgeführt (FN.1, 986).

Knellendorf hieß 1348 noch Knellenrod bey der Haßlach. Zu dieser Zeit gab es überall in Europa Neusiedlungen. Solche neuen Orte, die nur durch schwerste Knochenarbeit mit der Axt entstehen konnten, sind noch heute an ihren Namen zu erkennen. Endungen wie beispielsweise –rode, -roth, -rath, -reuth, -rieth, -holz oder –hagen weisen darauf hin, dass der Boden für diesen Ort einst mühsam dem Wald abgerungen worden ist. Alle Talrodungen vor 1400 wurden nach dessen Ausführenden benannt, so zum Beispiel Gnellenroth (Kreis Lichtenfels) oder Knellenrod. Auf der Lichtenfelser Website ist der Ortsteil Gnellenroth als erste urkundliche Erwähnung „zur Rodung des Gnello, Knello“ bezeichnet.

Ebenso unklar ist, wann Knellendorf entstanden ist oder zum ersten Mal genannt wurde.

 

Ortsentstehung und Ersterwähnung fallen weit auseinander

Die Pfarrei Kronach wurde 1256 durch Bischof Heinrich von Bamberg, dem das Patronatsrecht zustand, dem Domkapitel Bamberg inkorporiert. Die bischöfliche Schenkungsurkunde und die päpstliche Bestätigungsurkunde sind im Original im Staatsarchiv Bamberg überliefert (StABa, Bamberger Urkunden Nrn. 744 und 749; Guttenberg/Wendehorst: Das Bistum Bamberg, 2. Teil: Die Pfarrorganisation, Berlin 1966, S. 219). Einzelne Ortsnamen nennen diese Urkunden nicht.

Das Domkapitel bildete nun in Kronach eine Oblei (=Verwaltungseinheit zur Erfassung des Grundbesitzes) aus, die im Grunde aus der Pfarrkirche mit ihrem Sprengel bestand. Zu deren Unterhalt dienten insbesondere Zehntrechte in einzelnen Orten. Das Oblei – Urbar von 1364/67 nennt leider nur summarisch 19 Dörfer (StABa, B 86 Nr. 271, fol. 1’), das von 1461 (StABa, Standbuch 3470a, fol. 136) nennt 33 Dörfer und Weiler, darunter auch Knellendorf). Aufgrund des Befundes und der siedlungsgeschichtlichen Erkenntnisse ist es sehr wahrscheinlich, dass 1256 Knellendorf zur Pfarrei Kronach gehörte, als Ersterwähnung kann dieses Datum mangels Nennung jedoch nicht dienen.

Überhaupt fallen in der Regel Ersterwähnung und Ortsentstehung weit auseinander, wie man dies aus den fundierten Erkenntnissen in den Anfangskapiteln bei H. Demattio: Kronach – Der Altlandkreis (Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken I/32, München 1998, vgl. S. 17 Knellendorf), entnehmen kann.

Im Stadtarchiv Kronach findet man die Jahreszahl 1381 (Bernsroth 1187, Katharagrub 1339) und im Urbar A des Staatsarchives Bamberg wird 1323 Knelenrod genannt. In der Knellendorfer Chronik wird auf eine erste urkundliche Nennung hingewiesen: „1388 am 18.9. verkauft das Kloster Langheim das Aigen in Teuschnitz an den Bamberger Bischof Lambers (1379 – 99). Unter den Verkaufsobjekten befinden sich u.a. auch duo hona (2 Güter) zu Knellenrod (Zeitschrift Frankenwaldverein 1939, 22 ….)“.

 

Die Linde – Wahrzeichen Knellendorfs

Ein markanter und wichtiger Punkt des Dorfes war und ist die Linde, die im Jahre 1648 als Friedenslinde auf kargem Kiesboden gepflanzt wurde. Das Wahrzeichen wurde auch als „Planlinde auf dem Dorfängerlein“ bezeichnet. 1924 zur Kirchweih wurde nach langem wieder ein Plan bezogen, letztmals 1947. Ab 1914 fand hier für einige Jahrzehnte die Maiandacht statt. Man hängte dazu das alte Kreuz von 1832, das von einem Georg Reuther stammt, an die Linde. Das seit 8 Jahren stattfindende Lindenfest beinhaltet ebenfalls einen Gottesdienst vor dem Wahrzeichen. 1951 wurde der Baum in der großen Gabelung ausgemauert. In den Neunzigern mussten die Hauptäste durch Stahlseile und Streben gesichert werden, da das Gehölz selbst bei mäßigem Wind verdächtig knarrte. Weitere Sicherungsmaßnahmen von professioneller Hand folgten.

 

Siedelbild

Schlägt man die Knellendorfer Chronik auf, so findet man in seiner Ortsgeschichte interessante Angaben über sein Siedelbild. Auch Knellendorf, heißt es, war ein Rundangerdorf. Die Durchgangsstraße gabelt sich zwar kurz nach dem Ortseingang und der Dorfanger wird umschlossen. Die Vereinigung der Straßen am Ortsausgang ist aber nicht vorhanden. Stellt man sich jedoch einen Steg zur Mühle vor, so gibt die Siedlungsbezeichnung wieder Sinn.

Bereits im Jahr 1507 waren die Frühmessleute dem Bischof (gestiftet 1348) folg-, steuer- und fronbar. Dem Bischof gehörten zwei Höfe, die in zwei Güter und vier halbe Güter zerteilt waren und das Burggut, ein Zinshof. Im Markgrafenkrieg 1553 wurde Knellendorf ein Raub der Flammen. Im Dreißigjährigen Krieg, am 17. Mai 1632, zogen die Feinde durch Knellendorf vor Kronach. Johann Casimir, Herzog von Coburg, kam mit 3500 Mannen zu Ross und Fuß und Stücken, teils Coburgischen Ausschüssen, teils etlichen schwedischen Regimentern, unter dem Kommando des Obristen Hastver. Als dieser im Juni desselben Jahres abzog, steckte er die Dörfer Gunelßdorf und Knellendorf, wie auch das Schloss zu Haßlach in Brand.

Historiker meinen, das Mittelalter müsse eigentlich „Holzalter“ heißen, denn der Wald hielt die Menschen am Leben. Gebäude wurden aus oder mit Holz gebaut. Unmengen von Holz wurde durch die Kamine gejagt. Zwar wurde meist nur ein Raum beheizt, doch die Brandgefahr war sehr hoch. Zweimal soll Knellendorf ein Raub von Flammen geworden sein. Sprinkler- und Berieselungsanlagen gab es anno dazumal nicht. Aber das Wasser der Haßlach war nicht weit. Das Dorf war rund um den Anger und Fluss gebaut. Das Siedelbild war jedoch nicht geschlossen, also kein Rundlingsdorf.

 

Die Haßlach – Hochwasserunheil und Brandhilfe

Wo Knellendorf zu finden ist, beschreibt vorzüglich dieser Auszug der Chronik: Kaum drei Kilometer nördlich der „Perle des Frankenwaldes" - Kronach - liegt Knellendorf. Zu beiden Seiten der rauschenden Haßlach breitet sich das Dörfchen aus. Vom Kienberg (476) und Schulberg (Tännig) gegen Westen beschirmt, werden die Häuser an das Flüsschen gedrückt. Zwischen beiden Bergen schlängelt sich das stille Tal des Geiersgraben nach Kathragrub bis an das Alte Schloss. Am Zusammenfluss (314) der Haßlach und des Bächleins singt die alte Walkmühle ihr rauschendes Lied.

Der Boden ist im Tale Schwemmland. Der Fluss bewirkte hier verschiedene Lagen und Schichten des Ackerlandes. Tiefgründige Lehmschichten, reiner Kies und Sandablagerungen lagen vor über 100 Jahren nahe beisammen. Bei regenarmen Sommern zeigte sich die Lagerung recht deutlich in den Früchten. Die Schichten lagen auf weichem reinen Sandfelsen. Die Abhänge zu beiden Seiten des Tales sind reiner Sandboden. Auch die Seitentäler, wie das Tal nach Kathragrub, der Köstenbach und Steinbach sind nur Sandboden. Um 1905 blühte in Knellendorf das Sandgeschäft. Die umliegenden Sandgruben zeugen von dieser Zeit.

Wie lebhaft war einst der Verkehr auf der Haßlach, als die Flößer auf ihren leeren oder vollgeladenen Floßböden zu Tal fuhren. Zu den Flüchen und „Hannla zwick ou“ am einstigen „Scherhäusla“ oder am Wehr erklang das Lachen und Schreien der Jungen, während sie möglichst viele Stämme beim Blöchertreiben ans Ufer ziehen konnten - bis die Blöchertreiber kamen. Wer nicht flink genug war, riskierte eine Tracht Prügel.

Mancher Bürgermeister und Gemeinderat von Knellendorf hat sich seit Jahrhunderten in die Haare gegriffen, wenn er das Unheil sah, dass der Fluss angerichtet hatte. 1942 und 1967 stand Knellendorf unter Wasser. Die Erbauung und Unterhaltung der Stege und Brücken verschlang allzu oft horrende Summen von Geld der Gemeinde.

Nach der Urbar 1323 bis 1337 bestanden u.a. bereits Mühlen in Welitsch und Gundelsdorf. An der Haßlach standen auf einer Länge von etwa zwei Kilometern die Gundelsdorfer Mahl- und Schneidmühle, die Welser Schneidmühle bei Gundelsdorf, die Knellendorfer Walkmühle und die Massa- und Mahlmühle Blumau. Unter dem steilen Kienberg lag die Knellendorfer Schneidmühle.

Im Jahre 1847 wurde das Schleißenlicht verboten. Die Floßzeit der Haßlach dauerte vom 11. Oktober bis 11. Mai (Schonung der Wiesen). Um 1868 bestanden für die Sägewerke goldene Zeiten. Im August 1954 wurde mit dem Bau einer neuen Brücke über die Haßlach begonnen. Da der Fluss reichlich Wasser führte, bereitete die Inselbildung des mittleren Pfeilers Schwierigkeiten. Am 1. Oktober setzte Hochwasser ein.

Und so heißt es in einem Gedicht zur Einweihungsfeier der Brücke:
“Die alte Haßlach, sie kann böse werden
Und ihre Launen brachten viel Verdruss,
Wie mancher Steg in sechs mal 100 Jahren
Zum Opfer fielen den Wassern stets zum Schluss.
Doch das Wasser der Haßlach hatte auch seine guten Seiten.

 

Feuer mit „Kaffeemühle“ und Hydranten bekämpft

Die Zeit des Schleißenlichts und der Ölfunzeln ist vorbei. 1834 wurde wegen Wald- und Moorbränden das Feueranmachen den Hirten und Holzarbeitern bei schwerer Strafe verboten.

1875 schaffte sich Knellendorf eine Löschmaschine an, die der Volksmund damals wegen ihres Aussehens als „Kaffeemühle“ bezeichnete. Bis 1883 erbaute die Gemeinde ein Spritzenhaus (Anbau) für Schläuche und Feuerspritze. 1905 wurden mehrere Feuereimer und Leitern angeschafft.

Wasser schöpften die Dorfbewohner aus der Haßlach, sowie aus Brunnen und Zisternen. Der Wasserleitungsbau 1926 mit 6 Hydranten war ebenfalls ein wichtiger Beitrag zum Brandschutz. Dazu heißt es in der Chronik: „ … wird die Wasserleitung feierlich vom Krumpholz übergeben. Die Feuerwehr, begleitet von einer Musikkapelle, marschiert auf und aus 2 Strahlrohren treibt der Druck der Wasserleitung das Wasser höher als die alte Dorflinde. Anschließend war Tanz bei Reindl und auch die Herren Gäste vom Bezirksamt tanzten feste mit.“ Erst 1936 wurde für Spritze, Schläuche und Uniformen ein freistehendes Feuerwehrhaus gebaut. 1963 folgte dann der Bau eines Feuerwehrgerätehauses mit Gemeindekanzlei, das 2001 angebaut und renoviert wurde. Neue Löschfahrzeuge erhielt die Gemeinde 1966 und 1993.

 

Markantes

Wollte man für Knellendorf ein Wappen oder für eine Veranstaltung bezüglich des Ortes ein Logo entwerfen, so müsste man einiges Markante zur Auswahl nehmen. Die Urkunden in Bezug auf Teuschnitz, Kloster Langheim, Theisenort und Kronach wären zu bewerten. Als Wahrzeichen darf die Friedenslinde nicht fehlen. Der Fluss und das Holz neben der Landwirtschaft waren lebenswichtig. Die Mühlen und das Sandgeschäft waren wichtige Bestandteile des Lebens in Knellendorf zu verschiedenen Zeiten. Der fränkische Rechen oder die fränkischen Farben dürften in einem Knellendorfer Wappen nicht fehlen. Die markante Knieform des Kienbergs lädt den Wanderer in das Tal nach Kathragrub ein. Die Knellendorfer Ortsteile waren im Mittelalter teils eigenständig oder existierten noch nicht. Auf Kathragrub, Bernsroth, Krugsberg, Blumau, Stressenanger oder Bierberg näher einzugehen, würde den Rahmen dieses historischen Festberichtes sprengen.

Neben den zahlreichen Gebräuchen und Sitten in Knellendorf fällt besonders das „Hefatuotla“ auf. Das Todaustragen, das noch in vielen Regionen Mitteleuropas Brauch ist, erhielt in Knellendorf einen Zusatz. In anderen Orten des Kreises spricht man nur vom „Tuotla“. Wie dieser Wortzusatz zu deuten sei, ist strittig. Am nahe liegendsten ist wohl das Wort „hevo“ aus dem Althochdeutschen, das „zu heben“ bedeutet. So lautet der mittelalterliche Spruch der Dorfbuben am Lätare – Sonntag: „Hoch auf, hoch auf, troung me es Heva - Tuotla naus. Häiitt mes nier nausgetroung, wär es ganze Knellndorf verlorn/veloun.“

Dank der Freiwilligen Feuerwehr, die in den vergangenen hundert Jahren Dutzende von Bränden löschte und den Ort schützte, ist Knellendorf weder verlassen noch verloren.

 

Wolfgang Baumann

 

 

Fotos, Stadtarchiv Kronach:

Blick ins Haßlachtal mit Knellendorf am Fuße des Kienbergs (s. Anlage),

Linde und Kienberg während Maiandacht (Chronik S. 10)

Zeichnungsausschnitt aus Belagerungsskizze 1632 (wie Chronik S. 33b)

 

Quellen

Staatsarchiv Bamberg:

Hbl 9.215 Oberamt Kronach und Teuschnitz, Band 3

Hlbl 5.540 Looshorn, Bistum Bamberg, Register

Hbl 3.1665 Oberfränkische Ortsnamen

Hbl 3.1603 Altdt. Namenbuch, Erster Band, Personennamen

Hbl 1.850 H. Demattio, Kronach – Der Altlandkreis

Dr. Rupprecht, Archivrat Staatsarchiv Bamberg

Hans Hübner, Ortsgeschichte von Knellendorf

Dieter Breuers, Ritter, Mönch und Bauersleut

Dr. Bernd Wollner, Hermann Wich, Historisches Stadtlesebuch